Druckkunst 2023 Ingolstadt; Tag der Druckkunst Harderbastei; Publikation BBK Oberbayern, 2023; S.7

International Art Catalogue; we contemporary Vol 7; S.71/194; ISBN: 978-88-946260-3-2; 2022

Kulturjoker Südbaden; wolf becke: Ausdruck der Welt; KV Kenzingen; S.18; Jahrgang 33; Mai 2022

Kulturfabrik Fürstenwalde; Kunstgalerie; Miniatur in der Bildenden Kunst; Wachsen und werden; S.20/21; 2022

Messekatalog; DIE KUNST; Grenzach-Wyhlen; S.5; 2022 

Evangelische Kirche Kenzingen; Journal; S. 1/12/13; 2022

Messekatalog; DIE KUNST; Grenzach-Wyhlen; S.8/9; 2021

Gmünder Kunstverein; immer wenn es dunkel wird; Dez. 2020 -März 2021; Katalog S. 6/7; 2021 

Edition du salon d´Art; Bad Bellingen; S.4/49; 2020

Zeitung am Samstag; Ausgabe 297/20; Hrsg: M. Zäh; S. 36/37; Freiburg 2020

Zeitung Dreisamtal; Nr. 21; Jg: 35; Art Fair Mannheim; Hrsg: Zypresse Verlag; S.5; 2020

wolf becke; Druckgrafik; Werkkatalog; Vorwort: Theo Hofsäß; 64 Seiten; Druck: MBE Freiburg; ISBN: 978-3-00-063694-3; 2019

wolf becke; Bilder ab 2005; Werkkatalog Freiburg; 20 Seiten; 2016

Werkkatalog: wolf becke, Werke 2015 -2023, Pfeffer und Salz Kommunikation, 66 Seiten, Freiburg 2023

Rhein-Neckar-Zeitung, Tiefen geschnitten und Höhen gepresst (Christiane Barth); 23.8.2023, Seite 3, Heidelberg 2023

Kulturjoker Südbaden; wolf becke: Höhen und Tiefen; S.20; Jahrgang 34; September 2023

Badische Zeitung; wenn das Werk sogar den Künstler überrascht; 13.3.2024; Seite 18; Freiburg



Wolf Becke
Laudatio Freiamt 2. Juli 2023, 17 Uhr Theo Hofsäss, Freiburg

 

Was sind Drucke? Drucken stammt etymologisch von Drücken her. Ein Blatt Papier beispielsweise wird auf eine Druckplatte gedrückt und dabei nimmt das Blatt Farbe von dieser Druckplatte auf.

Unter dem Begriff Drucktechnik werden alle Verfahren zur Vervielfältigung von Druckvorlagen zusammengefasst, wie Buchdruck, Offsetdruck, Tiefdruck, Flexodruck, Siebdruck und Digitaldruck. Bei all diesen Drucktechniken werden unter- schiedliche Verfahren angewandt, um Druckfarben auf einen Bedruckstoff zu übertra- gen. Alle diese Drucktechniken können der Massenfertigung von Druckerzeugnissen dienen. Sie können dann als Serienprodukt in der sogenannten „Auflage“ auf einem Markt angeboten werden.

Das älteste Druckverfahren ist der Hochdruck: Die druckenden Teile sind erhaben. Abgedruckt werden nur die hochstehenden Linien, Stege oder Flächen der Druck- form. Es ist ein direktes Druckverfahren, das heißt, die Druckplatte gibt die Farbe di- rekt auf den Druckträger, z. B. Papier, ab.

Im Gegensatz dazu ist das Tiefdruckverfahren ist eine Drucktechnik, bei der die abzubildenden Elemente als Vertiefungen in der Druckform vorliegen. Die Vertiefungen kommen durch Ritzen, Schlagen, Hämmern oder Ätzen zustande. Die gesamte Druckform wird vor dem Druck eingefärbt und die überschüssige Farbe danach mit einer Rakel oder einem Wischer entfernt. Dann befindet sich die Druckfarbe nur noch in den Vertiefungen. Ein hoher Anpressdruck mittels einer Pressvorrichtung und die Adhäsionskräfte zwischen Papier und Farbe bewirken die Farbübertragung. Das Ver- fahren wird sowohl im gewerblichen Tiefdruck als auch im künstlerischen Bereich eingesetzt. Das war der allgemeine Bereich über das Drucken. Widmen wir uns jetzt unserem Künstler.

Wolf Becke war von Drucktechniken schon immer fasziniert. Und damit nicht genug, Zeit seines Lebens wollte er den Hockdruck und den Tiefdruck, diese beiden sich di- ametral gegenüberstehenden Verfahren, kombinieren. Wie macht er das? Schauen wir uns zuerst seinen Druckstock an. Er benutzt einen ganz bestimmten Buchbinder- Karton. Darin ritzt oder kratzt er, er schneidet oder schabt Linien unterschiedlicher Breite und Textur hinein. Dann trägt er verschiedene Farbschichten auf, hauptsäch- lich aus dem Offset-Bereich, weil die nur sehr langsam trocknen. Dann kommt das Ganze in die Druckpresse, wo er Blatt für Blatt Schicht um Schicht abdruckt und lau- ter Unikate schafft.

Jedes einzelne Blatt, das so vom Druckstock „abgeblättert“ wird, ist individuell. Jedes nachfolgende erscheint heller, die Farben lasierender, die Details feiner. Es entsteht

eine Serie, die den gesamten Prozess markiert und mit Wertigkeit auflädt. Nach 10 bis 18 Drucken ist der Druckstock, durch den zunehmenden Anpress-Druck von Blatt zu Blatt, ausgequetscht, verbraucht.

Nun ist es Zeit für die Magie des Trockenprozesses. Wie Tierhäute werden die Druckbögen auf den selbst gebauten Trockenböden ausgelegt und für die nächsten Wochen sich selbst überlassen...

Wolf nennt dieses von ihm entwickelte und oder verfeinerte Druckverfahren „gravure offset traité“, g.o.t. Also so in etwa wie: aufbereiteter Offset-Druck

Wie kommt Wolf Becke zu seinen Titeln?
Wolf Beckes Titelfindung bewegt sich zwischen Narrativ und Unbestimmtheit. Ge- nauso wie das Bild zwischen Gegenständlichem und Informel hin und her schwingt. Je weiter er im Abdrucken der auf seinen Druckstock aufgetragenen Farbschichten nach unten dringt, desto mehr Helligkeit scheint vom Bildträger durch. Je tiefer, desto leichter. Der Titel gehört für ihn genauso zum Bild wie Name und Alter zu einer Person. Gleichzeitig stiftet der Künstler hier aber Verwirrung. Der Titel benennt zwar, aber er erklärt nicht. Er bleibt vage. Genau wie beim Bildinhalt gibt es eine Referenz, aber sie hat eine Lücke. Der Betrachter soll sich mit diesem Unbestimmten, seinem Bezug zum Bild und mit dem Bild selbst auseinandersetzen.

Warum können wir am Schluss fragen, warum beschäftigt sich heute noch jemand mit dieser doch recht aufwändigen Technik? Ich denke, dass die Antwort auf diese Frage weit über sich selbst hinausweist: das Haptische, die Werkstoffe, Kenntnisse und Erfahrung, Flächenaufteilung, Kontrast und Farbigkeit, Sehweisen, Standhaftigkeit, Ästhetik, kognitive Prozesse, das Gegensätzliche und immer wieder die Demut vor dem uns Zufallenden.

Bevor wir zum Ende kommen habe ich zwei Fragen an Wolf Becke mitgebracht:

1. Drucken assoziiert man für gewöhnlich mit der Möglichkeit Originale in unbegrenzter Auflage vervielfältigen zu können. Bei dir ist das nun diametral anders. Wie kommt es, dass bei dir jedes Bild seine eigene Aura bewahrt hat?

2. Wie kommst du zu den Titeln deiner Bilder und welchen Stellenwert haben diese für dich?

Ich wünsche Ihnen beim Betrachten von Wolf Beckes hier ausgestellten Werk-Bei- spielen viele erhebende und zugleich tiefsinnige Momente.

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Theo Hofsäss in Freiamt 2023
Präsident der Abstract Art Academy Freiburg und London












Text von Anastasia Aprelkova, Prince House Gallery Mannheim zu Atelierbesuch vom 4.01.20:

 

#Atelierbesuch bei Wolf Becke 

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Montag, 4. Januar. Ein Atelierbesuch bei Wolf Becke ist das Einzige, was mich aus dem Bett kriegt. Um 10:29 Uhr steige ich aus dem Auto aus und bewege mich mit vor aufgeregter Vorfreude klopfendem Herzen auf die 12-stöckige 70er-Jahre Großbaute in der Denzlinger Straße 16, Freiburg zu. Ein ungewöhnlicher Ort für ein Atelier, denke ich. Meiner romantisierten Vorstellung von einer mit bunten Farbeimern und Staffeleien vollgepferchten, abgelegenen Scheune entspricht es zumindest nicht.

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Dass ein Künstler 2015 in der Hochhaussiedlung sein Atelier eröffnet hat, hat unter den rund 1000 Einwohnern natürlich längst die Runde gemacht. Beckes Atelier ist ein ehemaliger Kiosk, der die Bewohner mit Lebensmitteln und allerlei Schnickschnack versorgt hat. Durch die Eröffnung eines Supermarktes in unmittelbarer Nähe musste der Kiosk schließen. Heute werden die Bewohner mit Kunst und Kultur versorgt - zumindest mit der Vorstellung daran.

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Das Atelier ist langgezogen aber winzig. So klein, dass Becke für die Trocknung seiner Druckgrafiken - ein Prozess, der um die 2 Wochen dauern kann - zusätzliche Regale bis unter die 3 Meter hohe Decke montiert hat. Das Atelier ist sehr funktional aufgebaut und gewährleistet dem Künstler eine klare Arbeitsteilung: Eine Sitzecke am Eingang zum Kaffeetrinken und Gedankensammeln, ein Tisch zum Entwerfen und Bearbeiten der Grafiken, einige Ablagestellen und schließlich die enorm schwere Druckpresse. Wie Wolf Becke diese in das Atelier gebracht hat ist und bleibt ein Mysterium.

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Die Druckpresse ermöglichte dem Künstler Experimente mit druckgrafischen Verfahren und markiert ab 2015 einen Stilwandel in seinem Werk. Becke entwickelte die Gravure offset traité - eine einzigartige Kombination aus Hoch- und Tiefdruck, die heute zu seinem Markenzeichen gehört.

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Mit dem Umzug in den alten Kiosk hat Wolf Becke nicht nur einen erfolgreichen Standortwechsel vollzogen, sondern zugleich einen Personalstil gefunden, der seine Werke unverkennbar macht. 

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Nähere Informationen zu Wolf Becke und der Gravure offset traité sowie eine Übersicht der verfügbaren Werke findet ihr auf princehouse.de in der Rubrik „Artists“.


 

Text von Anastasia Aprelkova zu „Wo sind die Kirschen II“

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Wolf Becke thematisiert in dieser Druckgrafik die Auswirkungen von Krisen auf die Kunst- und Kulturszene. Ein Thema, das im Moment viele bewegt.

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Bei dem Vogel handelt es sich um niemand anderen als den Künstler selbst, beziehungsweise einen Künstler. Dieser blickt hoffnungsvoll zum kargen Baum und fragt sich, wo die Aufträge sind, das Geld, die Kirschen eben.

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Obwohl das Bild die Krise thematisiert, vermittelt es keine kopflose Verzweiflung über die Situation, sondern vielmehr Hoffnung. Wie der Vogel, so kann auch der Künstler trotzt, vielleicht sogar wegen der Krise beflügelt werden.
Und wer weiß: Vielleicht lassen sich die Kirschen 2021 bereits im Frühling ernten.


Text von Anastasia Aprelkova,  Webseite der Prince House Gallery:

 

„Drucken ist eine Begegnung des Zufalls mit dem Sinnvollen. Drucken bedeutet das Erlebnis des Machens mit gleichzeitiger Kontrolle.“ –

Motto von Wolf Becke nach HAP Grieshaber

 

Wolf Becke hat ein einzigartiges Druckverfahren entwickelt: Die gravure offset traité, auch Hoch-Tief-Druckverfahren genannt. Obwohl Becke das Verfahren in seinem Werkkatalog ausführlich beschreibt, wird es für den Laien sowie für den erfahrenen Künstler spätestens dann unverständlich, wenn Wolf Becke den mit Offsetfarben eingefärbten Druckstock mit schwarzer Farbe überzieht. Warum er das macht, lässt der Künstler offen. Das Geheimnis bleibt und verleiht seinen Arbeiten einen besonderen Charme.

Das weltweit einzigartige Druckverfahren ermöglicht dem Künstler ein großformatiges Arbeiten, eine hohe Farbigkeit der Abzüge sowie überragende aleatorische Möglichkeiten während des Druckverlaufs. Er vereinigt die Feinheit der Linien des einen Verfahrens mit der satten Farbigkeit des anderen. Einzelne Blätter bearbeitet er nachträglich mit Ölkreide, Ölpastell oder Aquarellstiften (traité). Die Arbeiten bewegen sich somit im Grenzbereich von Druckgrafik und Zeichnung.

Die Auflagenzahl ist bei der gravure offset traité begrenzt auf etwa 10 Abdrucke, von dem keiner dem anderen gleicht. Während bei den ersten Abdrucken die Farbe Schwarz fast malerisch vorherrscht, werden nach und nach die feinen Lineaturen des Cutters sichtbar, den der Künstler nutzt, um die Motive einzuritzen. Somit gleicht kein Blatt dem Anderen. Alle Abzüge einer Serie haben am Ende eine eigenständige grafische Anmutung, sind technisch unterschiedlich entstanden und somit Unikate.

In seiner Motivwahl ist der Künstler sehr offen und reagiert meist auf Sinneseindrücke. So können seine Werke von Kinderzeichnungen, den Nachrichten oder Reisen inspiriert sein. Eine Skizze macht sich der Künstler im Voraus nicht, sondern folgt während des Schaffensprozesses der Veränderlichkeit der Gedanken.

Beim Drucken denkt der Künstler oft an die Worte des bedeutenden, deutschen Grafikers HAP Grieshaber :

„Drucken ist eine Begegnung des Zufalls mit dem Sinnvollen. Drucken bedeutet das Erlebnis des Machens mit gleichzeitiger Kontrolle.“

Nach seinem Studium der Architektur, Kunst/Kunstpädagogik und Mathematik in Heidelberg und Karlsruhe (1976- 1981) arbeitete Wolf Becke (geb. 1954 in Waibstadt) mehr als 30 Jahre lang als Kunsterzieher und Mathematiklehrer an verschiedenen Schulen und ging zusätzlich Lehraufträgen nach. Seit 2014 hat Becke seine eigene Druckwerkstatt und Atelier in Freiburg.