gravure offset traité

Das gravure offset Hoch- Tief-Druckverfahren ermöglicht ein großformatiges Arbeiten, eine hohe Farbigkeit der Abzüge sowie überragende aleatorische Möglichkeiten während des Druckverlaufs. Es ist ein Verfahren mit einer begrenzten Auflagenzahl von ca. 10-12 Abdrucken.

 

Die Vorbereitung

Auf die geglättete Oberfläche der Graupappe wird zunächst mit Bleistift eine Vorzeichnung des Motivs aufgebracht. Die Graupappe (auch Buchbinderpappe genannt) ist in der Regel mehrlagig, besteht also aus mehreren Lagen von Papier unterschiedlicher Dicke (teilweise aus unterschiedlichem Material), die ohne Einsatz von Klebstoff miteinander verpresst (vergautscht) werden.

In die Fläche wird entsprechend der Vorzeichnung mit dem Cutter das Motiv entlang der Konturen eingeschnitten. Durch den schichtartigen Aufbau der Graupappe ist es möglich, unterschiedlich tiefe Schichten einzuschneiden und abzuheben. Dunklere Farbstufen werden dadurch erreicht, dass tiefere Pappschichten abgehoben werden.
Es sind verschiedene Schnittvariationen denkbar: Normaler Schnitt, Kerbschnitt und verbreiterter Kerbschnitt (im Extremfall kann der verbreiterte Kerbschnitt sich über die gesamte Länge oder Breite des Druckstocks erstrecken). Die Kleberichtung des Druckträgers beeinflusst das Bearbeiten der Pappschichten. Mit Schleifpapier, einer Drahtbürste und mit anderen reliefartigen Werkzeugen werden zufällige Strukturen erzielt. Abgebrochene Teile der Graupappe können unter Umständen wieder verklebt werden.

 


Das Einfärben

Die Farbe in den Dosen sollte von der Haut befreit sein und vorher gerührt werden. Reduxpaste oder Lasurweiß machen die Farbe geschmeidiger und erleichtern das Auftragen. Die fertig geschnittene Platte wird von Pappresten gesäubert. Mit den Fingern (Einmal-Handschuhe sind empfehlenswert) und mit Offset-Farben färbt man den Druckstock partiell ein. Selbst hergestellte Papierröllchen ermöglichen das Einbringen der Farbe in die Ecken und Vertiefungen. Für große Flächen erleichtert ein Farbspachtel das Auftragen.

 


Sehr überraschend ist der nächste Schritt: Die mühsam aufgebrachte Druckfarbe wird anschließend mit schwarzer Offset-Druckpaste überdeckt. Der eingefärbte Druckstock ist nun völlig schwarz. Keine Linien, Vertiefungen und Motive sind mehr erkennbar.

 


Der Druckvorgang

Zunächst wird aus Gründen der Sauberkeit ein großes altes Zeitungspapier unter den bearbeiteten Druckstock auf der Presse gelegt. Dies ist notwendig, da sonst überschüssige Farbe durch den Anpressdruck die Druckpresse verunreinigt. Altes Zeitungspapier wird über den eingefärbten Druckstock gelegt, glattgestrichen und abgezogen. Das nun schwarz eingefärbte Zeitungspapier wirft man weg. Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis Farbe zum Vorschein kommt.
Im Hochdruckverfahren werden auf der Tiefdruckpresse noch einige Exemplare abgedruckt. Nach und nach ersetzt man die Zeitung durch weiße Blätter. Empfehlenswert ist eine Stärke (>150 g/cm²). Dieser Vorgang erfordert eine große Sauberkeit. Gefaltete Pappstreifen zum Auflegen, Abheben und Transportieren der weißen Blätter erleichtern den Prozess.

 


Während der ersten Abzüge drückt sich die schwarze Offsetfarbe in die Vertiefungen, bricht die aufgetragenen Lokalfarben und bildet zum Teil Konturen.


Es erfolgt der Übergang zum Tiefdruckverfahren.
Die Walze der Druckpresse wird angehoben und ein starker Druckfilz eingeschoben. Eine erneute Nachjustierung ist notwendig und der Abstand von Walze und Drucktisch sollte absolut parallel sein. Danach werden im Tiefdruckverfahren weitere Abzüge hergestellt. Der Anpressdruck wird bei jedem Abzug wiederum leicht verstärkt.

 


 

Die Walze presst das Papier in die Vertiefungen des Druckstocks, „entnimmt“ die dort aufgetragene Offsetdruckfarbe und überträgt sie auf das Druckpapier. Im Abdruck treten nach und nach die Farben der tieferliegenden Druckschichten schwarzgetrübt hervor. Der Druck der Walze überträgt sich auf den Druckfilz. 


Der Zeitpunkt, ab wann der Übergang vom Hochdruck zum Tiefdruck erfolgt, ist individuell unterschiedlich und wird von der künstlerischen Absicht entscheidend geprägt.

 

Auch beim Tiefdruckverfahren wird der Anpressdruck bei jedem Abzug um ca. 10 min. verstärkt. Die Drucke verändern innerhalb der verschiedenen Druckfolgen ihre Intensität und erhalten jeweils einen eigenen ästhetischen Charakter. Jedes Exemplar stellt somit ein Unikat dar. In diesem Tiefdruckverfahren sind in der Regel noch ca. 5-8 Abzüge möglich. Danach ist der Druckstock (die Graupappe) „platt“. Ein weiterer Abzug ist in der Regel nicht möglich. Es können nun sogenannte Prägedrucke (siehe Variationen) durchgeführte werden.

 

Der Ablauf  (für Vergrößerung bitte auf Zeichnung klicken)

Die Variationen

Gravure offset traité

Alle Abzüge sollten aufbewahrt werden. Sie können anschließend mit Aquarellstiften, Pastellkreiden, Gouache-Farben, Acrylfarben, Ölfarben o.ä. weiter bearbeitet werden.

 

Gravure offset – Radierung

In die Graupappe werden entsprechend der Vorzeichnung Linien mit dem Cutter geschnitten. Ähnlich wie bei der Kaltnadel- Radierung kann dies durch Schneidemesser, Liniendichte, Linienführung und Strichstärke variiert werden. Die Abfolge und Auflage der Abzüge verändern sich dadurch nicht.

 

Gravure offset- monochrom

Neben der linearen Bearbeitung des Druckstocks ist auch eine flächige Arbeitsweise denkbar. Unterschiedliche hohe und tiefe Pappschichten werden flächig abgetragen und eingefärbt. Als Ergebnis erscheinen monochrome Druckfolgen, bei denen das zuletzt aufgetragene Schwarz schrittweise an Intensität verliert und die aufgetragenen Farben sukzessiv bricht.


Prägedrucke

Der farbige Druckstock ist am Ende der Tiefdruckphase zusammengedrückt und platt. Trotzdem ist noch eine reliefartige Oberfläche wahrnehmbar. Dies kann für weiße Prägedrucke genutzt werden. Dazu wird, wenn möglich, Kupferdruckpapier angefeuchtet und über den zusammengedrückten Druckstock gelegt. Ein Druckfilz, der sich zwischen Walze und Kupferdruckpapier befindet, verstärkt die Prägungen.

Die Voraussetzungen

Gute Druckpresse mit einer Walzenbreite von mindestens 55 cm – 60 cm, Druckfilz.

Offset-Druckfarben (Gelb-Blau-Rot- Schwarz). Eventuell Reduxpaste oder Lasurweiß. Alle Sekundärfarben können ermischt werden. Durch den kompletten Überzug mit schwarzer Offset- Farbe am Ende des Auftrags kann die Farbe Weiß nicht durch Aussparung entstehen. Wenn die Farbe Weiß künstlerischer Bestandteil der Abducke sein soll, so muss zusätzlich die Farbe Weiß als Offsetfarbe Verwendung finden.

Graupappe (Buchbinderpappe) Stärke 2 mm - 4 mm. Das Format richtet sich nach der Größe der Tiefdruckpresse.

Cutter, Schneidemesser.

Spachtel zum großflächigen Farbauftrag, selbst hergestellte Papierröllchen zum kleinteiligen Farbauftrag, Streichhölzer für die Ecken und Kanten, gefaltete Pappstreifen zur sauberen Handhabung, Schleifpapier(versch. Körnungen) etc. zum Aufrauen des Druckstocks.

Kunststoffplatten zum Anmischen der Farbe.

Altes Zeitungspapier, Terpentinersatz oder Universalverdünnung, Einmal- Handschuhe, Lappen, Handwaschpaste.